NRW
Anwalt von erfundenem NSU-Opfer: Urteil erwartet
Kriminalität
dpa Aachen. Ein Anwalt vertritt ein Opfer, das es gar nicht gibt. Das ist in dem großen NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München passiert. Der Anwalt steht nun in Aachen wegen Betrugs vor Gericht. Sein Verteidiger sagt, er habe gutgläubig gehandelt.
Vor dem Landgericht Aachen geht am Montag (12.00 Uhr) der Prozess gegen den Anwalt eines erfundenen NSU-Opfers weiter. Vermutlich wird das Urteil gesprochen. Der Jurist aus Eschweiler steht wegen Betrugs vor Gericht. Er soll in dem NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München ein Opfer des Nagelbombenanschlags aus der Kölner Keupstraße vertreten haben, das es gar nicht gab. Der heute 53 Jahre alte Jurist soll für seine Tätigkeit zu Unrecht mehr als 200 000 Euro aus der Staatskasse bezogen haben. Die Staatsanwaltschaft beantragte zwei Jahre Haft auf Bewährung.
In seinem Plädoyer forderte der Verteidiger einen Freispruch. Sein Mandant habe gutgläubig gehandelt und sei selbst getäuscht worden. Ein Mann, der bei dem Anschlag in der Keupstraße tatsächlich verletzt wurde, habe den Kontakt zu dem vermeintlichen Opfer vermittelt. Dieser inzwischen gestorbene Mann soll dafür von dem Anwalt eine Provision verlangt und auch bekommen haben.
Dass die von dem Anwalt vertretene angebliche Nebenklägerin nicht existierte, war in dem Münchner Prozess erst nach zweieinhalb Jahren herausgekommen, als die Frau nicht vor Gericht erschien. Dort waren fünf Jahre lang die rassistischen Morde des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) sowie der Mord an einer Polizistin verhandelt worden. 2018 wurde Beate Zschäpe wegen zehnfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.